Vepa baut Stühle aus chirurgischem Abfall

2023-03-23 16:42:59 By : Mr. Jack Zhang

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Ein perfekter Rohstoff: Die Sitzschale von Blue Finn ist aus klinischem Verpackungsmüll gefertigt Bild: Hersteller

In der Pandemie sind gigantische Mengen von medizinischem Abfall entstanden. Viele Krankenhäuser können diese nicht fachgerecht entsorgen. Das Möbeldesign-Unternehmen Vepa bietet eine Alternative.

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S chon im Februar warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem gigantischen Berg an medizinischen Abfällen, der durch die Corona-Pandemie entstanden sei. Der Müll bedrohe die Gesundheit von Mensch und Umwelt. Alleine 87.000 zusätzliche Tonnen medizinische Schutzkleidung hatten demnach nur die Vereinten Nationen zwischen März 2020 und November 2021 in alle Welt verschifft, um Länder im Kampf gegen das Virus zu unterstützen.

Hinzu kamen noch 140 Millionen Corona-Tests, die 2600 Tonnen Plastikmüll und 731.000 Liter chemischen Abfall verursachten, sowie acht Milliarden Impfstoffdosen, von denen am Ende gut 144.000 Tonnen an Spritzen, Nadeln und Verpackungsmaterialien übrig blieben.

Das sei aber nur ein Teil dessen, was insgesamt angefallen ist – nur das, was die Vereinten Nationen verschickt hatten. Schon vor Corona waren 30 Prozent aller Krankenhäuser und Kliniken nicht in der Lage, medizinischen Abfall sicher und umweltgerecht zu entsorgen – vor allem in eher unterentwickelten Regionen.

Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hatten zuvor schon errechnet, dass bis August 2021 in 193 Ländern rund 8,4 Millionen Tonnen mehr Plastikmüll angefallen sein dürften, also zusätzlich zu den gut 300 Millionen Tonnen, die nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sowieso jedes Jahr von der Menschheit produziert werden. Das Team um die Wissenschaftler Yiming Peng und Peipei Wu schätzt, dass ein Großteil des Corona-Abfalls (rund 87,4 Prozent) in Krankenhäusern entstanden ist, vor allem in asiatischen Ländern.

7,6 Prozent seien auf Masken und andere Schutzausrüstung für den privaten Gebrauch zurückzuführen, wie aus der im November 2021 veröffentlichten Studie hervorging. Nur knapp fünf Prozent gingen auf Verpackungen für den boomenden Online-Handel zurück. Besonders die hohe Nachfrage an Einwegplastik bereitet den Wissenschaftlern Sorgen.

Die Pandemie habe den Druck auf dieses schon außer Kontrolle geratene Problem nur noch verstärkt. Darum fordert die WHO, dass mehr Wert auf Nachhaltigkeit gelegt werden müsse, etwa durch wiederverwendbaren Kunststoff bei der Schutzausrüstung oder auch biologisch abbaubare Verpackungen. Das niederländische Unternehmen Vepa hat nun erstmals einen Stuhl auf den Markt gebracht, der aus den sterilen Verpackungen gefertigt ist, in die zum Beispiel Operationsbestecke eingeschweißt werden.

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Das Material, Bluewrap genannt, besteht aus Polypropylen. Für die Weiterverwertung des faserigen Materials hat sich Vepa mit sechs lokalen Projektpartnern zusammengetan, wie der Direktor von Vepa, Janwillem de Kam, berichtet. Nach seinen Angaben können bei der Herstellung des Stuhls Blue Finn durch den Einsatz von Bluewrap im Vergleich zur Verwendung eines Neukunststoffs 35 Prozent CO2 eingespart werden.

Vepa arbeitet unter anderem mit Bywyd zusammen, einem Experten für die Herstellung von Recyclingrohstoffen. Gemeinsam sei es gelungen, Bluewrap in ein für Möbel geeignetes hochwertiges Material umzuwandeln, sagt Bywyd-Direktor Jan Willem Slijkoord. Er nennt Bluewrap einen perfekten Rohstoff für Stühle.

Die Blue-Finn-Kollektion besteht aus stapelbaren Mehrzweckstühlen und Barhockern in zwei verschiedenen Höhen, die Sitzschalen sind jeweils aus mindestens 85 Prozent des chirurgischen Verpackungsmaterials gefertigt. Das Kufengestell aus Stahlrohr ist besonders leicht, optional sind Armlehnen aus Holz oder Kunststoff.

Quelle: F.A.Z. Magazin

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Post-Pandemie-Design: Ein Stuhl aus chirurgischem Abfall

Ein Stuhl aus chirurgischem Abfall

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